(staatsakt/rough trade)
isolation
berlin - das ist mehr als eine weitere kapelle, die an die guten alten
zeiten des 80er und 90er indierock erinnern will und diese deshalb unverblümt
zitieren. klar, die band könnte als perfektes plagiat durchgehen. "herpes",
die einen ganz ähnlichen stil spielen, sangen einst "du bist very
berlin" und dissten damit wohl genau die szene, die diese band
derzeit bedienen dürfte. zu sehr angesprochen fühlen sollten sich diese
jungs allerdings nicht. so ungeniert, wie diese band nämlich soli und
wah-wah-pedale einsetzt, können die das nur ernst meinen mit ihrem sound.
denen bloss szenegehabe zu unterstellen wäre zu einfach. authentisch
lebt isolation berlin den soundmuff der achtziger mit dem angewidertsein
von alltag und oberflächlichkeit. das vermittelt hauptstadtdepressionen
und eine grundstinkige stimmung. ohne musikalische schnörkel und mit
dumpfen riffs und gitarrensounds erinnern isolation berlin an musikalische
wegweiser wie fehlfarben, ideal und ton steine scherben. die musikalischen
zitate sind aber in keinem moment peinlich, sondern aufrichtig und rührend.
isolation berlin reihen sich ganz gut ein in die liste der jungen, wilden
bands, die dem guten alten indierock frönen und die hamburger schule
und den new-wave zurück in die Wohnzimmer holen. die nerven, der bürgermeister
der nacht, messer, trümmer, chuckamuck. die wissen genau: "damals
war alles besser!" und deshalb holen sie uns das musikalische moment
zurück in die gegenwart. ein ganz besonders schönes stück "damals"
rettet nun diese band mit ihrer selbst produzierten und wundervollen
e.p. in die neuzeit. und allein mit dem titelstück "isolation berlin"
müssten wir uns kurzzeitig wieder in die realnessdurchtränkte indiedisco
unserer jugend zurückversetzt fühlen, sellout, mainstreamhörigkeit und
kulturelle gleichschaltung für einen moment vergessen und diese band
herzlich und dankbar mit tränen der rührung umarmen.
(mike witschi)
isolation
berlin @ facebook
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