(deutsche grammophon/universal)
max
richter ist längst feste größe der zeitgenössischen neo klassik, die
strömungen elektronischer genres integriert. nachdem richter 2012 für
seine neu-komposition der vier jahreszeiten viel anerkennung erlangte,
ist sein neuestes werk "from sleep" (ebenfalls erschienen
bei "deutsche grammophon") die musikalische umsetzung eines
menschlichen grundbedürfnisses – schlaf. bei der platte handelt es sich
allerdings lediglich um ausschnitte des wohl längsten bisher verfassten
wiegenliedes: das ursprungsstück "sleep" dauert sagenhafte
8 stunden und soll laut richter seine zuhörer tatsächlich in den schlaf
wiegen. dementsprechend ruhig und atmosphärisch sind auch die sieben
hier ausgewählten passagen. teilweise werden sie von der sopranistin
grace davidson mit mystisch anmutendem (textlosem) gesang begleitet.
gemeinsam mit dem für richter typischen orgelspiel verleiht dies den
stücken etwas altes, antikes. das erinnert an ältere werke richters,
z.b. "iconography" (the blue notebooks). die modernität lässt
sich hier nur durch die aufnahmetechnik erahnen. die nostalgisch-klassische
stimmung wird durchbrochen von für die neo-klassik unverzichtbar gewordenen
synthesizer-elementen. die stücke – von beruhigend bis vernebelnd –
interpretieren die verschiedenen phasen des schlafes. so ist "space
21" ein reines synthie-stück, während sich "dream 3"
an den altbewährten prinzipien klassischer musik mit klarem, durch das
klavier vorgegebenen takt, orientiert.
"from sleep" festigt mit seinen facetten von klassisch bis
spacig-experimentell max richters ruf als führenden komponisten der
elektronischen avantgarde. ach ja: wer seinen schlaf in echtzeit begleiten
lassen möchte: die achtstündige version erscheint zusätzlich als digitales
album und wird im oktober in berlin uraufgeführt – von mitternacht bis
8 uhr morgens.
(christine krause)
max
richter @ world wide web
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