(mercury classics/universal music)
der
uns insbesondere aus der popmusik bekannte, isländische musiker olafur
arnalds veröffentlicht mitte märz ein neues album. auf "the chopin
project" interpretiert er zusammen mit alice sara ott, einer deutsch-japanischen
pianistin, werke von chopin neu und wagt einen spagat zwischen populär-
und klassikmusik. arnalds und ott brechen dabei typische muster klassischer
musik und deren produktion auf. die technik der aufnahme, die produktion
selbst, wird bei arnalds und ott teil des musikalischen werkes. die
klassichen kompositionen werden aus dem sie sonst typischerweise umgebenden
reinen klangraum herausgelöst. sie werden greifbar und erhalten einen
neuen kontext. unklarheit ersetzt perfektion, hintergrundrauschen einen
stillen raum.
arnalds und ott spielen eine illustre auswahl chopinscher werke und
komponieren intermezzi für streicherquintett, klavier und synthesizer.
das magische regentropfen-prelude (op.28, nr. 15), der melancholische,
langsame walzer der nocturne in g-moll (op.15, nr. 3) und der bedächtige
satz der sonate nr. 3 sind einige von vielen highlights auf ihrem album.
arnalds und ott spielen diese stücke auf kneipenklavieren, klavieren
deren saiten mit filz beklebt sind. einzelne klänge ergänzen sich, bleiben
aber spartanisch und wirken unvollkommen. das verstärkt stimmungen von
einsamkeit und zurückgezogenheit, nicht unpassend zu chopins intimer
klaviermusik. die arrangements sind faszinierend, fernab von klanglicher
perfektion und klassischem pomp. wir haben angst, dass die kompositionen
zerfallen, vom hintergrundrauschen, von der lärmenden alltagswelt verschluckt
werden.
genau hier einen sich lob und kritik. so gelungen die interpretationen,
so fantstisch die kargen klangräume und arrangements sind, so sehr neigt
die altmodische aufnahmetechnik deren einzigartigkeit zu zersetzen.
das durch die technik erzeugte permanente hintergrundrauschen hätte
es bei all der charmanten verstimmtheit der instrumente, der süffisanten
imperfektionen nicht gebraucht. es ist zu präsent, als dass sich die
klänge in ganzer und unvollkommener schönheit entfalten könnten. es
lenkt ab, wie unser hektischer alltag vom musikalischen genuss – music
to go und musikalische ganzheit passen nicht zusammen, dies lehrt uns
itunes jeden tag. dennoch bleibt "the chopin project" ein
großartiges werk und eine spannende zusammenführung von klassicher und
nicht klassicher welt.
jf
olafur
arnalds @ world wide web
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