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public service broadcasting - the race for space

(test card recordings/cargo)

public service broadcasting - the race for spacegeschichtsstunde der etwas anderen art: public service broadcasting, zwei britische nerds namens j. willgoose, esq. und wrigglesworth (!), haben mit "the race for space" ein album veröffentlicht, das auf samples alter nachrichten- und erziehungsfilme des britischen filminstituts basiert. ihr erstling "inform-educate-entertain" verhandelte auf dieselbe art und weise bereits themen wie fashion, mount everest expeditionen oder den einsatz britischer jagdflugzeuge mit tanzbaren post-rock und elektro klängen, und war mit dieser mischung aus education und hipstertum durchaus erfolgreich in der heimat. das zweite album geht nun noch einen schritt weiter und widmet sich einzig einem thema: dem wettlauf zum mond zwischen usa und russland im kalten krieg. schwere kost könnte man denken, und insgesamt wirkt das album auch deutlich getragener und zeitweise melancholisch. public service broadcasting verstehen es dabei extrem gut, dramatischen ereignissen durch eine gelungene kombination aus sound und originaltönen die nötige emotionale tiefe zu verleihen. so geht es zum beispiel in "the other side" um die bangen minute, in denen der funkontakt zu apollo 8 bei deren mondumrundung unterbrochen war, und die musik spiegelt die anspannung und letztendliche erleichterung mithilfe von sich stetig steigernden dezent pulsierenden synthesizerklängen hervorragend wider. aber es gibt auch weniger ernsthafte interpretationen des themas mondlandung mit dem an daft punk erinnernden funk von "gagarin" (inklusive einem sehr fantastischen gute laune video) und dem wohl besten stück des albums, "go!", das die gesampleten ground control kommentare sehr geschickt zu einem teil des treibenden beats werden lässt. "the race for space" verwendet einen bewusst retrospektiven ansatz, nicht nur durch die historische rückschau, sondern auch mithilfe des sounds, einer mischung aus post rock, kraut und 70er jahre elektro. zugleich wirkt das album aber innovativ und futuristisch, zumindest in dem sinne, in dem ein film wie "tron" auch heute noch irgendwie science fiction ist. und das ist das erstaunlichste, dass public service broadcasting trotz des intellektuellen und rückwärtsgewandten ansatzes etwas eigenes neues geschaffen haben, das im ergebnis kein anstrengendes kopfkino, sondern ein eingängiges, anspruchsvolles popalbum geworden ist. alle achtung.

(torben deinert)

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