home                                     club        musik       konzerte
plattenkritiken | popnews | interviews | popclassics | clubplaylists | plattenlabels

va - george fest: a night to celebrate the music of george harrison

(bmg/rough trade)

george fest - a night to celebrate the music of george harrisonanfang 2014, wenige tage nachdem george harrison seinen 73. geburtstag gefeiert hätte, spielen eine vielzahl großer künstlerinnen und künstlern ein konzert im fonda theater in los angeles zu ehren des beatle, traveling wilbury und soloartisten. jetzt erscheint dieses konzert als musik- und filmaufnahme in einer wundervollen edition mit zwei cds und einer dvd (wahlweise auch bluray) und als vinylvariante. entstanden ist ein mit liebe gestaltetes konzeptalbum (was sicherlich auch verdienst von künstler und produzent dhani harrison, sohn von george, ist), was den ausnahmekünstler harrison zu begreifen und greifen versucht.
bands und musikerinnen und musiker (viele junge unter ihnen) versuchen harrisons musik zu verstehen, seine musikalische genialität aber auch deren idee wiederzugeben; kein leichtes unterfangen, ist doch george harrisons größtes vermächtnis die in ihm selbst, seiner musik und seinem werk ruhende (und gleichzeitig aufregend pulsierende) spiritualität – und das damit zutiefst innere und persönliche verständnis von nähe und unendlichkeit, geborgenheit und verwundbarkeit zwischen dem anspruch, ein musiker des volkes (folk), für uns menschen, und seiner selbst zu sein.
conon o'brien, ein komiker, wie er sich selbst nennt, eröffnet den reigen der interpretationen. er singt "old brown shoe" als bluesige rock 'n' roll nummer – ein guter beginn mit verve und eigenem charakter. die bluesgitarre hören wir auch bei norah jones "something", einer schönen ballade mit verträumten klängen vor ekstatischem publikum. dhani harrisons "let it down" folgt dem bluesrockgenre, bevor es im historisch popfolkloristischen erstarrt. perry farrell sucht im übermächtigen "here comes the sun" eine eigene geschichte, und ich erinnere mich sehnsüchtig an die magische interpretation nina simones. einen höhepunkt des konzertes liefert einer der alten garde: weird al yankovic singt "what is life" als fetzige folkhymne, getrieben von einem gemeinsamen unbekannten. yankovic nimmt die vielen facetten von harrisons musik auf und lebt sie in den ureigenen definitionen der folklore: im gemeinsamen gesang und feiern; und wenn musik, weird al und publikum eins werden, sind wir dem geist von george harrison ganz nah. auch brian wilson folgt yankovic und verliert sich gemeinsam mit seinen klängen und hörerinnen und hörern in hypnotischen wiederholungen (musik als meditationstechnik) in "my sweet lord". alles überstrahlen aber black rebel motorcycle club mit der düsteren bluesballade "art of dying" (einen schöneren titel hätten sich brmc nicht aussuchen können). sie spielen das stück mit einer ungeahnten (und für sie doch selbstverständlichen) intensität. bedrohlich und nach freiheit strebend werden wir uns an diese coverversion in vielen jahren ebenso gut erinnern, wie an simones "here comes the sun". anders ergeht es den flaming lips, die den titel ihres coversongs zu ernst nehmen – "it's all too much" ist eine überladene psychpopnummer, wenig ironisch und pathetisch überhöht. die cold war kids finden ihren eigenen groove ziemlich cool und der sonst immer so fabulöse brandon flowers sucht mit "handle with care" (gemeinsam mit britt daniel, dhani harrison, jonathan bates, wayne coyne und weird al yankovic) ein wenig nach der musikalischen magie, die ihm selbst bei den killers näher scheint – glücklicherweise findet er sie im lebenslustigen "got my mind set on you".
neben den genannten künstlerinnen und künstlern treten viele weitere größen des showbiz auf, darunter u.a. nick valensi (stark!), jamestown revival, ben harper, the black ryder und karen elson. es ergibt sich ein buntes mosaik aus songs, die alle ein verständnis, eine eigene geschichte von george harrison und seiner musik erzählen. jede hörerin und jeder hörer wird sich selbst einen eigenen soundtrack zusammenbasteln – und nichts könnte dem großen george harrison gerechter werden, als über musik nachzudenken, zu meditieren, sich in ihren klängen zu verlieren und sie einfach zu genießen.
jf

george harrison @ world wide web