(thrill jockey/rough trade)
"book
of changes" ist das sechste album von guy blakeslee, aka entrance.
blakeslee, in baltimore, md, geboren, schrieb und komponierte die zehn
songs seines neuen longplayers auf reisen und touren. "book of
changes" entstand letztlich in elf verschiedenen studios in los
angeles und london, produziert von blakeslee selbst und gemischt gemeinsam
mit david vandervelde in elliot smith's new monkey studio. schon früh
hören wir die einflüsse vandervelde's, seiner jüngsten kollaborationen
mit father john misty und jay bennet. gitarren, schlagzeug und gesang
hängen traumhaft im raum, wirken der realität entrückt, wie in kalifornien
nicht unüblich. typisch für viele moderne kalifornische songwriter findet
blakeslee eine wundervolle balance zwischen folk, country und pop, die
den westcoast style prägt. in all seinen songs finden wir einen ursprünglichen
und integralen part der musik, aus gitarre oder piano und gesang; alles
weitere ist beiwerk, teil des immer währenden kalifornischen ideals
von sehnsucht und geborgenheit, von freiheit und unendlichen möglichkeiten.
was bei blakeslee (und vandervelde's werken) als post-hippie ideal erscheint,
ist der neo-hippie bewegung in pennsylvania, etwa um die espers, nicht
unähnlich; sind die songs der espers psychfolkopern, zollt meg baird
(sängerin der espers) in ihren soloalben mit puristisch tradierten folksongs
und traditionals der ursprünglichkeit der musik tribut: jeder song kann
auf ein puristisch musikalisches grundgerüst zurückgeführt werden. blakeslee's
musik lebt auf "book of changes" von dieser ambivalenz zwischen
simplizität und orchestral geschmückten songformen. sein album endet
mit drei grandiosen songs: "winter lady" ist eine verträumte
ballade und ode an verlorene zeiten, im geiste eines lee hazlewood;
"leaving california" präsentiert sich als songgewordene ambivalenz
des amerikanischen traums und des erwachsenwerdens ("halloween
was torture on the beach … we were driving on mulholland and every curve
felt more like falling"); zuletzt steht "revolution eyes",
eine folkpophymne fern ab des grauenhaften mainstream (höre etwa mumford
and sons). während blakeslee singt: "baby it's alright, and there
is nothing to fear, that moment you’ve been waiting for is already here"
geleiten uns seine arrangements in eine musikalische utopie: die grenzen
verschwimmen einmal mehr zwischen realität und fiktion und die besungene
revolution scheint sich im dunst des pazifik aufzulösen. alptraum und
california dreaming liegen eng beieinander – eine erstaunlich aktuelle
und zugleich traurige politische beobachtung auf einem äußerst gelungenen
album.
jf
entrance
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