(deutsche grammophon/universal)
jarvis
und chilly - ein match made in heaven. über einen mangelnden erfahrungsschatz
mit zeit in hotels und die diskrepanz zwischen realität und romantischen
projektionen an diesem nicht-ort können die beiden sich nicht beklagen
- können ein lied davon singen…
"room 29" ist ein liederzyklus über ein legendenumwobenes
hotelzimmer im hotel château marmont in hollywood. die songs erzählen
anekdoten, berichten von kleinen dramen, die sich dort im milieu der
großen showstars vergangener ären ereignet haben. chillys manchmal chansonesken,
manchmal broadwayhaften titel sind die perfekte vorlage für jarvs hollywood-projektionen.
filmstudent cocker tobt sich aus und bietet erkenntnisse wie "the
love of my life was a trick of the light (it's only a trick of the light)"
in ergreifender form dar oder philosophiert, ob es nicht doch ein revolutionärer
akt ist, einen fernseher aus dem zimmer zu werfen. (dürfte allerdings
bei den heutigen an der wand befestigten flachbildschirmen schwer werden).
endlich wird jarvis zarte seite mal erschöpfender, eingehender exploriert.
songs wie z.b. "roadkil" auf pulps letztem album "we
love life", haben ja bereits angedeutet was für ein wunderbares
zerbrechliches potential es hier gibt. dieses wird hier verfeinert und
perfektioniert. dabei hat jarvis eben auch merklich an seiner gesangstechnik
gefeilt, was ihn endgültig nicht nur auf unterhaltsam spielerische weise
die geste eines großen sängers einnehmen lässt, sondern ihn auch zu
einem macht. wer noch beweise dafür bräuchte, hätte nur das leonard
cohen cover hören müssen, das die beiden als zugabe der aufführung von
"room 29" darboten. überzeugender ging es kaum. jarvis ist
on par. andererseits gibt es auch gewaltige, stürmische momente wie
das finale von "trick of the light" und meisterhaft eingespielte
präzision, die sowohl spannung als auch komik erzeugt wie beim "belle
boy", einem lied über das schicksal eines pagen der exemplarisch
für seine zunft steht.
die beiden harmonieren perfekt und improvisierten auch hie und da sehr
smart. so wurde die aufführung von "room 29" zu einem großen
publikumserfolg. die dazugehörige platte ist empfehlenswert, auch wenn
ich bezweifel, ob ihre magie auch ohne das erlebnis der aufführung und
der dazugehörigen dramaturgie in gänze erfahrbar ist und die konzeptionellen
songs ohne kontext genauso gut funktionieren.
(joachim büchner)
chilly gonzales
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