(transgressive/membran)
es
ist die siebte studioarbeit, die johnny flynn mit seinem neuen album
"sillion" vorlegt. flynn, geboren in südafrika, lebhaft in
uk, ist eine art multitalent: musiker, schauspieler, familienmensch
und schöpfer von zahlreichen soundtracks; jüngst spielte er im hochgelobten
"clouds of sils maria". aufgewachsen in einer schauspieler-
und künstlerfamilie sind flynn's arbeiten von konzepten getrieben -
auch "sillion" folgt diesem ansatz. ursprünglich als minimalistisches
sixties-garage-album geplant, folgt flynn den traditionen des folk,
mal minimalistisch reduziert, mal pompös, nah am pathetischen (unweit
vom filmischen), mal unweit des mainstream folkpop ala mumford.
"sillion" ist ein album mit vielen ideen, vielen zitaten,
ein album, das etwas greifbares darstellen möchte, in einer unnahbaren
und unfassbaren welt, insbesondere in zeiten des brexit und von trumps
aufstieg: "ich hatte mit einem mal das körperliche verlangen, den
boden unter mir zu spüren, ihn anzufassen." hence die namensgebung
"sillion" - ein wort, das in altenglischer dichtertradition
(gerald manley hopkins) den glanz frisch aufgeflügter erde beschreibt.
neben hopkins wird auch alfred lord tennyson beschworen, dessen transzendierende
präsenz "barleycorn" zur politischen geste werden lässt. doch
um ein politisches album zu sein, ist "sillion" zu zersplittert;
zu viele motive und gedanken versucht flynn unterzubringen, als dass
eine klare linie zu erkennen wäre. dabei ist flynn's subtile vorgehensweise
keineswegs apolitisch - sie stellt einen gegenentwurf zur politischen
meinungsmache, zu den falschen behauptungen führender politer_innen
und zur rassistisch, sexistischen sprache dar. flynn sagt selbst, dass
er nicht provozieren will. ihm scheint vielmehr daran gelegen, sich
zurück zu besinnen auf verlorengegangene werte, die familie und die
damit verbundene nächstenliebe, das friedliche miteinander, die schönheit
des natürlichen. dies mag ein äußerst konservativer und wenig revolutionärer
gegenentwurf zur politischen lage sein, unangebracht ist er aktuell
nicht.
jf
johnny
flynn @ world wide web
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