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ride - weather diaries

(wichita records)

ride - weather diariesmit einer reunion alter helden ist das ja immer so eine sache.
viele bands - die sich in den letzten jahren wieder zusammentaten - konnten die hohen erwartungen nicht oder nur bedingt erfüllen. und zu selten wurde dabei das niveau ihrer hochzeit wieder erlangt.
als eine - in diesem zusammenhang - überaus gelungene überraschung muss man dagegen das fünfte studio-album der einstigen shoegazer-ikone ride aus oxford hervorheben. trennten sie sich mitte der 1990er völlig zerstritten nach einem ziemlich desolaten album ("tarantula"), so war mit einem so wunderbar frisch klingenden werk - selbst nach ihrer tollen live-reunion 2015 - nicht zu rechnen.
beim hören "weather diaries" ist es fast so, als habe man einen längst verlorenen freund zurückgewonnen. auch wenn sie nicht mehr die noise-attacken ihres furiosen debuts "nowhere" von 1990 fahren, so haben sie nichts von ihrem typischen sound verloren. mark gardener klingt beim grandiosen opener "lannoy point" immer noch so jugendlich frisch wie vor 28 jahren, als er als 18-jähriger mit "chelsea girl" die indie-welt verrückt machte.
das beste aber ist, das "weather diaries" kein stillstand ist, sondern eine progressive weiterführung von shoegaze- und dreampop. da wo alte helden wie slowdive oder my bloody valentine doch etwas auf der stelle treten, schlagen ride an vielen stellen neue pfade ein. "all i want" und "rocket silver symphony" tragen eine wunderbare neo-psychedelische handschrift und vereinen einflüsse von - den von ihnen hochverehrten - pink floyd und felt. auch der titeltrack "weather diaries" und das getragene "imperminence" klingen wohlig und honorig nach david gilmour.
unglaublich, aber bei 11 songs sind höchstens nur zwei dabei die leicht schwächeln. das ist in heutigen zeiten durchaus schon sensationell. anders gesagt, in diesen tagen ist es immer schwerer geworden bei ganzen alben von einem meisterwerk zu sprechen. nun, "weather diaries" scheint mir so eines zu sein, auch wenn der ganz grosse hit fehlt. in seiner gänze hat es eine magie, die einen spätestens beim zweiten hören mitreisst und gehört in jede indie-plattensammlung.
(benny ruess)

ride @ world wide web