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a perfect circle - eat the elephant

(bmg/warner)

a perfect circle - eat the elephant"a perfect circle" sind wieder da. 14 jahre sind seit dem letzten album vergangen. daher war das überraschungsmoment auch gross, als man auf die neue platte "eat the elephant" mittels a0 plakat am bauzaun bei der grossen strassenkreuzug aufmerksam gemacht wurde. und der erste gedanke war nicht gerade schmeichelhaft: was soll eine band mit typischem 2000er sound in der heutigen zeit? und dann noch der titel: die redewendung "wie man einen elefanten isst" - stück für stück eben - als metapher für die rangehensweise an grosse dinge, eben in kleinen schritten und mit der dafür nötigen zeit. umso grösser also die spannung auf das, was einen erwartet...
das album beginnt sehr überraschend mit einem jazzy klavier und verspieltem schlagzeug. aha – da haben sich sänger maynard james keenan, besser bekannt als die stimme von "tool", und gitarrist billy howerdel, gitarrentechniker bei "smashing pumpkins", "nine inch nails", "faith no more" und "david bowie", musikalisch weiter entwickelt und durch neue klänge inspirieren und in neue dimensionen treiben lassen. und so geht es weiter.... der song "disillusioned", der treibend so vor sich hin plätschert und melodiert, verrät einiges über den rest. weg sind die brachialen gitarrenausbrüche, die wände, an denen alles zerschellt. vielmehr setzt "a perfect circle" auf die kraft der ruhe. alles ist ein wenig reduzierter und stiller. dazwischen hie und da das versunkene piano. und so geht es auch weiter. sphärischer rock durchtünkt mit ganz viel neuzeit-pathos. dann plötzlich beschleicht einen das gefühl, dass man nicht wirklich noch "apc" zuhört, sondern in 30 sekunden zum mars geschickt wird. stadionrock meets weltverbesserung im song "so long, and thanks for all the fish". lyrics voll mit floskeln, die sich mir nicht erschliessen wollen. vielleicht sind sie dialektisch gedacht? das will aber nicht richtig funktionieren.
und dann - da ist er - der song "delicious": ein würdiger „apc“ song. alles so schön verspielt, die dur/moll im sekundentakt wechselnden melodien, sowie die typischen „a perfect circle“ rhythmuswechsel, die man von früher kennt. ganz so, als ob man sich ganz lang im kreis dreht und nach und nach das warme schwindelgefühl einsetzt. ok, das könnte auch teenage-nostalgie sein. abgeholt wird man von einem kurzen klavieresken soundtrack-artigem break "dlb".
im nachinein stellt sich heraus, dass es auch besser gewesen wäre, damit aufzuhören.
da sind sie wieder, die sekunden zum mars. mit robo-stimme und sprechgesang - ugh! so geht das album dann auch zu ende: ein bisschen pizzicato da, ein bisschen beats dort und stimmverzerrer. maynard james keenan braucht alles, aber sicher keinen neuzeit stimmverzerrer.
"eat the elephant" wirkt sehr zusammengewürfelt, zerhackt, nicht homogen. vielmehr könnte es ein musikalisches skizzenbuch für ein album sein, welches noch ausgearbeitet werden sollte. man merkt, dass „apc“ sich in punkto klang und soundcollagen mühe geben und auf ganz vielen sozialpolitischen stadion-hard-rock-hochzeiten gleichzeitig tanzen wollen - inklusive wink zum naturschutz.
im vergleich zu den früheren werken ist aber alles wuchtige ein wenig leiser geraten, keine laute gitarren, alles bedacht und leider zu steril und glatt produziert. man wird nicht weggehauen und der elefant hätte dann vielleicht doch nicht sein sollen.
(tb)

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