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robert görl - the paris tapes

(grönland)

robert görl - the paris tapesromantiker, die genug fantasie haben um das skizzenhafte zu lieben und es mögen, wenn ideen noch nicht ausformuliert sind, könnten gefallen an robert görls "the paris tapes" finden. die auf grönland erscheinenden aufnahmen eröffnen jenen hörern ein faszinierendes spiel mit möglichkeiten und einen vorstellungskosmos.
auffällig ist zunächst die diskrepanz zu der brutalität von görls musikalischer arbeit bei DAF. die "paris tapes" sind quasi die antithese dazu: verletzlich und schön. gemein mit DAF ist den tapes vor allem eine reduktion, die allerdings in diesem fall auch dem frühen entwicklungsstadium geschuldet sein könnte. gelegentlich kommen etwas brutalere elemente hervor, wie zum beispiel in part 6. görl verarbeitete mit diesen homerecordings, die zu einem soloalbum ausgebaut werden sollten, den verlust auf privater und künstlerisch/beruflicher ebene. die trennung von seinem DAF-partner gabi delgado wog schwer. görl flüchtete vor der wehrpflicht in deutschland nach paris, weil er kein visum für die usa bekommen konnte und nahm die vorliegenden demos auf. schließlich verhinderte ein weiterer schicksalsschlag in form eines verkehrsunfalls die weiterverfolgung seines soloplans ende der achtziger jahre.
erst viele jahre später konnte görl sich dem verschütteten schatz wieder widmen und fand die aufnahmen auf einer kassette wieder. das überspielen vom band sorgt nun für einen schönen warmen sound mit wunderbaren gelegentlichen analogen übersteuerungen. die durchweg instrumentalen synthietracks mit rudimentären, geschmackvollen beats sind sehr gefühlvoll, manchmal angenehm auf der schwelle zum kitsch- kann man gut hören, allemal. es wäre auch sehr interessant gewesen zu sehen, was aus diesen grundlagen noch geworden wäre. es fehlt jedoch an wirklich charismatischen, erinnerungswerten elementen und momenten. die synthieflächen und arpeggios klingen für mich manchmal etwas zu sehr nach presets.
und so ist eine anschaffung alles in allem, auch wenn das projekt mit seiner hintergrundgeschichte eine gewisse faszination hat, in erster linie DAF- und görl-fans zu empfehlen, derer es ja immerhin nicht wenige gibt.

(joachim büchner)

robert görl @ facebook