ich wollte adam sooo viele dinge fragen, über ihn und ihn und
jessica und ihn und seine musik... auf die ansage der tourmanagerin
hin, daß ich nur 15 minuten hätte, weil adam so gefragt sei,
und ein interview nach dem anderen geben müsse, erstellte ich ein
konzept, daß vorsichtig aber direkt hinter die fassade des 22
jährigen rebel-genius führen sollte. aber adam machte mir
einen gehörigen strich durch die rechnung. blass und müde
sah er ja schon aus, aber der grad an anteilnahmslosigkeit, den er mir
mit aller höflichkeit entgegenbrachte, war schon enttäuschend.
was ihn denn die journalisten sonst immer fragen, wollte ich
als erstes wissen, um unnötigen dejavue-momenten vorzubeugen.
"die meisten fragen wiederholen sich. das macht ja auch sinn.
viele leute wollen halt das selbe wissen."
ob er dann immer das gleiche antworte?
"well, ich werde keine lügen erzählen.", beteuert
adam.
dass die menschen in europa anders auf ihn reagieren als in den staaten
scheint ihm sicher, nur wie sich das äußert, darauf weiß
er keine antwort. den europäern attestiert er ein größeres
maß an verständnis und vertrautheit für sein schaffen,
aber das große interesse, daß ihm momentan entgegengebracht
wird, verunsichert ihn in keinster hinsicht. das war vor drei jahren
mit den moldy peaches noch etwas anderes, aber mit der routine kommt
die gelassenheit.
ich will nicht weiter musikhistorische forschung betreiben und dinge
fragen, die man in jedem musikmagazin lesen konnte, über die anti-folk
bewegung etc.
mich interessiert adams herangehensweise ans songwriting, das ja schon
außergewöhnlich auftritt.
"zwischen den songtexten bestehen viele verknüpfungen. sie
sind verbunden durch meine erfahrungen. so entstehen über mehrere
wochen mehrere songs parallel. das ergebnis ist sehr persönlich
und es ist sehr schwierig für andere, die songs so zu verstehen,
wie ich sie meine. aber jeder hat seine eigene interpretation und ich
ermutige die leute auch dazu, weil es nicht den einen, wahren weg gibt,
sie zu lesen. man gibt etwas von sich selbst dazu."
ob seine umgebung wichtig sei für den prozeß des
songwritings?
"ich schreibe songs, egal wo ich mich gerade aufhalte. hier, in
new york, in der u-bahn oder in meinem haus. wenn ich durch die gegend
laufe zum beispiel, habe ich immer einen rekorder dabei, mit dem ich
ideen aufzeichne. oft singe ich den kompletten song auf diesem rekorder
ein und schreibe die entsprechenden akkorde später nieder."
und dann erzählt er, daß er häufig mit einer idee im
kopf das haus verläßt und dann irgendwo eine treppe hoch
läuft und auf eine tür zu und dann weiß er plötzlich,
daß er das, was sich da in seinem kopf abspielt, noch aufnehmen
muß, bevor er die tür durchschreitet. und dann setzt er sich
auf die stufen und singt eben in seinen rekorder und wenn er fertig
ist, klopft er an die tür und vergißt, was er eben noch im
kopf hatte.
"der rekorder ist mein kurzzeitgedächtnis! er schützt
mich vorm vergessen."
dies war der reflektierteste moment des interviews und als ob das jetzt
schon zu viel der offenbarung gewesen wäre, sind die restlichen
antworten so bemüht langweilig, daß ich beinah mitleid für
adam empfinden mußte.
wie er mit den reaktionen von leuten umgehe, die ihn als perversen
psychopaten hinstellen (wie zum beispiel ein jessica simpson fan im
forum derer homepage)?
"ich versuche, damit nicht in kontakt zu kommen und mich in nichts
hineinziehen zu lassen. ich lese sowas einfach nicht."
dann bitte ich ihn, eine textzeile zu kommentieren, und er fragt gleich
nach, ob der satz: 'life's not a problem to be solved... it's a gift
to be enjoyed.' von ihm stamme. nein - ich verrate ihm aber auch nicht,
daß es sich um einen harmoniegeilen auswurf von j. simpson handelt.
jedenfalls findet er, das eine positive einstellung und auf die nachfrage,
ob er eher ein positiver oder ein negativ denkender mensch sei, ruft
er in den nachbarraum: 'erica, bin ich eher positiv oder negativ drauf?'
erica bestätigt nach kurzem 'ahhhm', daß adam positivdenker
sei und ich frage mich, ob er der situation gerade etwas positives abgewinnen
kann.
abschließend will ich wissen, wann er das letzte mal 'unartig'
gewesen ist und herr green entgegnet sofort:
"sexuell?"
das interessiert mich natürlich nicht ;-) und ich bin doch recht
erstaunt, daß er zugibt, regelmäßig zu lügen,
auch wenn er versuche, den rahmen klein zu halten, manchmal sei er eben
gehässig. sollten etwa interviewer die einzigen menschen sein,
zu denen adam ausnahmslos ehrlich ist (siehe anfängliches statement)?
während ich diesem gedanken nachhänge, hat sich adam schon
verabschiedet und ist auf die bühne der fabrik geeilt, um am soundcheck
zu partizipieren. während er dem mikrofon 'we fell in love by accident'
anvertraut und ich in einer ecke sitzend mich wundere, was denn bitte
aus diesem gespräch spannendes für die revolver-club homepage
rauszuholen sei, kommt noch ein augenkontakt zwischen uns zustande und
adam lächelt ein kleines, undurchsichitges, aber ehrliches lächeln.
auf tonband hört sich das interview schließlich freundlicher
an, als ich es wahrgenommen habe und es wurde sogar zweimal gemeinsam
gelacht, aber wenn adam green mir etwas mitzuteilen hatte, dann, daß
er wie jeder andere auch ist, eben nicht normal.
(interview: wibke wetzker / 12.02.04 / fabrik hamburg)
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