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interview - elbow

es gibt ja gerade im winter solche tage, da erwacht man, und hinter den fenstern ist es (schon wieder) dunkel. solche tage sind elbow-tage. egal, was man jetzt tut, brötchen holen gehen, gleich liegen bleiben oder rüber in die nächste kneipe rollen, alles wird sich düster anfühlen, aber warm. in die bilder all dieser orte läßt sich die band gefühlsmäßig drapieren: pub, bett, bäckerei. elbow ist die band, die wie an einem gummiband an dem begrif "heim" festgemacht ist. familie, freunde, kollegen (doves), stadt (manchester), das sind konstanten, die der erdung dienen. die aufnahmen zum album "leaders of the free world" fanden im heimischen studio statt und sorgten für den wohlfühlfaktor, der den songs größe einhaucht. nach getaner arbeit nach hause kehren zu können, zu familie und einer guten tasse tee, das erklärt laut keyboarder craig die zufriedenheit, die ich meine aus den neuen songs herauszuhören.

craig: die einfachen umstände machen den glücklichen zustand der aufnahmen aus. kein druck, niemand der druck ausübt.... ich denke, das neue album hat eine hellere stimmung als seine vorgänger und es gibt auch komische aspekte. zum beispiel "mexican standoff".

kannst du mir etwas über den hintergrund dieses stückes erzählen. ich meine, läuft ein gutaussehender ricky martin verschnitt durch manchester und stellt verheirateten frauen nach?

craig (lacht): nein, so wörtlich ist das nicht zu nehmen. da steckt schon eine geschichte hinter dem song, aber ich weiß nicht, ob ich näher darauf eingehen sollte... es geht um eine angelegenheit zwischen dir, deinem partner und dessen expartner...

viele eurer fans knüpfen auf eine sehr emotionale weise an eure songs an. wie erreicht man eine solche nähe zum publikum und ist das nicht auch unangenehm?

craig: um für guy zu sprechen... es ist wichtig aus einem persönlichen standpunkt zu schreiben. so viele bands versuchen für die masse zu schreiben und dann kommt ihre absicht nicht stark genug zum vorschein. ich glaube, eine menge bands versuchen ihre texte allgemein zu halten, damit sich jeder darin wiederfinden kann und sie mehr platten verkaufen. man muß über etwas schreiben, das einem etwas bedeutet. sharleen spiteri von texas hat einmal in einem interview gesagt, sie nehme eine persönliche erfahrung und ziehe davon alles spezifische ab, so dass jeder ein verbindung dazu aufbauen kann. ich glaube, spezifische aspekte sind gut.

ist es nicht schwierig, mit so persönlichen äusserungen in der öffentlichkeit zu stehen?

craig: keine ahnung, da mußt du craig fragen, aber ich denke, manchmal bereut er einige der lyrics, solche, die von exfreundinnen handeln oder ähnlichem, vor allem, wenn ihm fragen darüber gestellt werden. aber so schlimm ist das auch nicht.

von beginn an betonte die presse im bezug auf euch den widerspruch von form und inhalt mit titeln wie "eine band von sensiblen bauarbeitern". woher kommt das deiner meinung nach?

craig: das betrifft uns, wie auch unsere kollegen die doves. offensichtlich sehen wir nicht wie eine make-over-band aus und am anfang hielten uns viele für schmuddelig. so schmuddelig sind wir gar nicht, wir sehen nur nicht wie rockstars aus.

(um an dieser stelle mal einen mythos zu zerstören: guy ist der einzige der band, der unter den groben bedingungen eines arbeiterviertels aufgewachsen ist und gerade guy hat heute nichts mehr mit einem bauarbeiter gemein, sondern eher mit einem lord vom land.)

habt ihr euch je als teil des brit-pop verstanden?

craig: keine ahnung. ich weiß noch nicht mal, was brit pop sein soll. wir sind nicht wirklich pop. ich hab das nie verstanden, also kann ich mich auch nicht als teil dessen verstehen. ich meine, wir sind briten, aber wir wollen nicht britisch klingen.

britisch ist hier alles andere als abwertend gemeint.

craig: na dann ist ja gut.

wir unterhalten uns noch über dekadenz und das bodenständige nice-men-image der band und craig betont, dass er es nicht als dekadent empfindet, in einem raum, wie der fabrik zu spielen, nur dass ihm andere inzwischen die ausrüstung tragen, das beschäme ihn immer noch.

ich habe den eindruck, ihr wachst mit dem erfolg in einer selbstverständlichkeit, die nicht umzukippen droht. ist es von vorteil, ein spätzünder zu sein?

craig: langsamwachser. vielleicht ist es genau das. es gibt immer noch dinge zu erreichen. wir können besser werden, uns weiterentwickeln, es gibt viel berühmtere bands, als uns. man bekommt die veränderungen gar nicht so richtig mit. außerdem hatten wir einen schwierigen start, unsere plattenfirma hat uns fallen gelassen und wir wissen es vielleicht mehr als andere bands zu schätzen, an dem punkt angekommen zu sein, wo wir uns jetzt befinden. es hat eine ganze zeit gedauert und hoffentlich wird es noch eine ganze weile weiter gehen.

(interview: wibke wetzker / 01.12.05 / fabrik hamburg)

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