interview - divine comedy

an diesem abend sollte einiges anders laufen, als geplant. angefangen
damit, dass wir aus verschiedensten gründen zu spät zum geplanten
interviewtermin kamen, ging´s damit weiter, dass vor ort niemand
überhaupt was davon wußte. zum glück schaffte es der
veranstalter dennoch, ein interview mit neil hannon zu ermöglichen.
in den letzten drei jahren hat sich viel getan. damals hieß
es, divine comedy wären nun eine band mit gleichberechtigten mitgliedern.
dein kleidungsstil war anders und das album "regeneration"
war sehr schlicht instrumentiert. "absent friends" ist nun
das komplette gegenteil. warum? also ist "absent friends" dein erstes solo album? gibt es ein bewußt von dir entwickeltes divine comedy image, eine art "corporate identity"? identifizierst du dich mit einem gewissen dandy image? h.: (verzieht etwas das gesicht) nun, ich habe halt versucht,
schöne cover für die alben zu machen. die fotos und die kleidung
sind natürlich komponiert. die anzüge, die locations und farben
hab ich ausgewählt, den rest muß dann immer ein fotograf
machen. zu hause lauf ich natürlich nicht so rum, wenn ich fußball
gucke oder so. dann ist es aber doch ein image, wenn du zu hause anders rumläufst. die leute denken, wenn sie dich auf der bühne sehen, du seist ein dandy. h.: ich möchte keine illusionen zerstören...ich mag das image, denn wenn ich in dublin einkaufen geh, erkennt mich niemand. ich mag dieses doppelleben. was war das letzte buch, das du gelesen hast? h.: woody allen - the complete prose. war sehr lustig. ist irgendwie als ob man seine filme sieht. kann ich sehr empfehlen! ihr seht, ich lebe nicht nur in der vergangenheit (lacht). du singst in "absent friends" über oscar wilde... h.: ich singe auch über laika, den weltraumhund, über steve mcqueen, jean seberg und woodbine willie, der ein anglikanischer minister zur zeit vom ersten weltkrieg war. warum hat divine comedy ausgerechnet auf einem kleinen festival wie haldern mit einem orchester gespielt? h.: es mag ein kleines festival sein, aber es war das größte publikum, vor dem wir in deutschland bisher gespielt haben. es war toll! und es hat uns in deutschland geholfen, weil alle ständig um die tour herum davon gesprochen haben. wir hatten volle hallen an allen abenden! so etwas macht interessant. deswegen hoff ich, dass wir´s bald nochmal machen können. wurde das ganze aufgenommen? h.: ich glaube, es wurde für´s radio aufgenommen (eins live!?!?!). aber wir haben ein konzert im londoner palladium gefilmt. das wird´s im oktober als dvd geben. auch mit orchester und dem fulminanten queens of the stone age cover? h.: ja, alles dabei...das qotsa cover war das einzige stück, dass ich selber arrangiert habe. ursprünglich nur für die uk tour. und wie lief das mit dem orchester in haldern? hast du die musiker ausgesucht? und wie habt ihr geprobt? h.: ein paar musiker habe ich ausgesucht. die anderen wurden dann wieder von denen ausgesucht. ich kenne einige leute, die gute musiker kennen usw. das orchster hab ich tatsächlich erst den tag vor dem auftritt getroffen und mit ihnen geprobt. die meisten von ihnen hatten noch nie von divine comedy gehört. andrew skeet(?) ist eine art musical director. er probte mit dem orchester. in vieler hinsicht sind die orchester-auftritte leichter für mich als diese zu dritt. (erst da habe ich erfahren, dass die band an jenem abend nur zu dritt war - d. autor) heute muß ich ja die ganze arbeit machen (lacht). es ist viel intensiver. was sagst du zu vergleichen mit scott walker, besonders bei "absent friends"? h.: nun, scott walker ist sowas wie mein gottvater! ich habe ihn entdeckt als ich ungefähr 20 war. seitdem ist er zu meinem größten musikalischen einfluß geworden. aber erst zu "absent friends" erlaubte ich mir, mich nicht dafür zu schämen (lacht). bei den anderen alben habe ich versucht, das etwas zu verbergen. diesmal ließ ich´s einfach laufen. wenn die songs so klingen, dann ist das ok. ich klinge mehr nach mir, wenn ich wie scott singe... hier wurden wir leider unterbrochen, weil neil bald auf die bühne
mußte. also begab ich mich schnell wieder in die halle, um den
anfang des konzertes nicht zu verpassen. auch in hamburg war es voll.
ein wunderbarer konzertabend begann. erstaunlicherweise vermißte
man trotz der sehr minimalen besetzung bei den songs nichts!
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