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interview - the house of love

the house of love : interview (06.08.05 / haldern festival)

the house of love haben sich ja bekanntlich wieder zusammengerauft
und spielten beim diesjährigen haldern live auf. die legendäre
shoegazerlegende spielte allerdings ohne die gründungsmitglieder
andrea heukamp und bassist chris groothuizen, dafür aber wieder mit
dem kreativen kopf terry bickers, der ende 1989 nach einem zwist mit
bandchef guy chadwick mitten auf der welttournee das handtuch schmiß. mit ihm unterhielt ich mich bei ein bis zwei bierchen vor ihrem auftritt in haldern um ihr comebackalbum 'days run away' vorzustellen. ein supernetter und humorvoller typ! hier ein auszug aus unserem gespräch:

hallo terry, eigentlich wollte ich mich ja mit guy und dir zusammen unterhalten, aber guy meinte zu mir, du wüsstest eh viel mehr?

terry bickers: hallo, naja, da wollte er mir wohl gutes tun, was? (lacht)

berstmal wollte ich dich fragen, wie es dazu kam, daß guy und du euch nach über einem jahrzehnt funkstille wieder zusammengerauft habt. ich meine, ich sah euch das erste mal 1989 in hamburg im docks und dann das letzte mal, allerdings ohne dich, 1992 im logo in hamburg.

terry: nun, ich glaube damals in hamburg war ich auch nicht mehr dabei. nein, ich denke zeit heilt die ganzen wunden und wir sind ja keine jungen lads mehr wie damals, denen der ganze hype zu kopf gestiegen war.

hat dich guy also einfach so angerufen und gemeint ihr solltet es nochmal probieren?

terry: naja, so in der art war es irgendwie. ich arbeite in london in den new wave studios als techniker und nehme dort junge, vielversprechende bands auf. viele von denen sagen mir immer, wie sehr sie house of love verehren. als dann guy mich anrief und meinte, ob wir nicht mal jammen wollten, war ich natrürlich gleich feuer und flamme.

wie kam es eigentlich nach zwei alben zu deinem ausstieg? da gibt es ja wilde gerüchte.

terry: nun, der erfolg erschlug mich damals. dazu gab es drogenprobleme, guy litt unter massiven depressionen. die spannungen wurden so groß, das ich es nicht mehr ausshielt. außerdem mochte ich die entwicklung der band nicht.

dann hast du ja levitation gegründet, die ja schon ganz schön progrockig waren.

terry: magst du progrock nicht?

kommt drauf an. was hast du denn nach dem flop von levitation gemacht?

terry: erstmal gar nichts, bzw. keine musik. ich fing wieder an zu malen. songs begann ich erst wieder an zu schreiben, als ich den job im studio bekam und wieder beruflich mit musik in berührung kam.

jetzt die reunion mit der ja gar nicht zu rechnen war. ein freund meinte mal zu mir, eher knallt der mond auf die erde, als dass sich the house of love, ride oder my bloody valentine wiedervereinigen. ich meine, ihr geltet als eine der indie-legenden der 90er. seid ihr euch dessen bewußt? andy bell von oasis sagte mal, er habe ride nur gegründet, weil er so was wie the house of love machen wollte...

terry: (lacht) nun, ich merke das immer in gesprächen mit jungen musikern. ich denke wir waren damals wohl schon prägend, blieben dann aber stehen. die richtung die ich wollte und die, die guy wollte kolidierten einfach miteinander. danke aber für den tribut. ich denke unser fans sind mit uns gealtert, oder?

vielleicht, aber 'shine on' oder 'christine' gelten doch immer noch als klassiker, gerade auch bei anfang zwanzigjährigen indie-fans.

terry: echt? also zuhause kennen die meisten uns vom namen her, aber die wenigsten kennen die songs.

mal was anderes, was erwartet ihr von einer reuinion. verfolgt ihr dasselbe ziel, wie z.b. die pixies? wie entstand die idee?

terry: eigentlich ist es erstmal wieder die lust mit pete und guy musik
zu machen. dazu war die pause, auch wenn sie lange war, sehr gut. wir kennen uns besser und die idee entstand vor vier jahren auf einer
poptones-party von alan mc gee. guy und ich stellten fest, dass uns trotz der streitigkeiten irgendwas verbindet. im herbst beginnen wir mit neuen aufnahmen und proben.

haldern ist ja euer einziges festival in deutschland in diesem jahr. kommt ihr nocheinmal alleine auf tour?

terry: ich hoffe doch sehr. so langsam reizt es mich auch wieder auf tour zu gehen. demnächst spielen wir erstmal mit den the dears ein paar konzerte. kennst du die?

klar, die habe ich in hamburg nach deren gig auch schon mal zugeredet. tolle band aus montreal.

terry: (lacht) allerdings, die gehören derzeit zu meinen lieblingsbands.
außerdem arcade fire und broken social scene.

wer sind denn hier in haldern deine faves? schaust du dir jemanden an?

terry: eigentlich wollte ich mir die magic numbers ansehen, aber
die hatte ich verpasst.

spielst du eigentlich gerne live? bei guy chadwick weiß man ja, dass er sehr stimmungsabhängig ist.

terry: eigentlich mag ich open airs nicht so gerne. ich bevorzuge
kleine clubs, wo es intim ist. aber wir werden uns bemühen...(lacht)

ok, danke, wir sehen uns später.

danach kam der tourmanager, beendete das gespräch, bat mich aus dem zelt und 20 min später standen the house of love auf der bühne und boten leider einen lustlosen und enttäuschenden, uninspirierenden gig. dazu auch noch lieblos heruntergespielt. da starben irgendwie alte helden. guy verließ einfach ohne ansage die bühne mitten im set. schade, aber vielleicht wird es ja noch mal besser. als alter fan gibt man die hoffnungen ja nicht auf. hier zumindest die setlist:

1. love you too much
2. christine
3. days run away
4. don't know why i love you
5. real animal
6. wheels
7. shine on
8. kit carter
9. the beatles and the stones
10. salome

(benny ruess)

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