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interview - decemberists

das interview mit den decemberists war ein recht kurzes vergnügen und fand mehr oder weniger zwischen tür und angel bzw. zwischen soundcheck und schlaf der band statt. mein gegenüber war sänger, songschreiber und kopf der band colin meloy.

erzähl uns etwas über das neue album. was war anders bei den aufnahmen als bei den anderen platten?

colin: zunächst einmal wurden die anderen platten in konventionellen studios aufgenommen. bei diesem album wollten wir weg von der klinischen atmosphäre der studios und haben uns für die aufnahmen einen monat lang eine kirche angemietet. außerdem haben wir uns weit mehr zeit gelassen als bei allen anderen alben, so dass wir viel mehr ausprobieren konnten.

also habt ihr den naturhall der kirche genutzt?

colin: ja, zum großteil. schöner klang dort! zudem war die kirche nur fünf blöcke von meinem haus entfernt. da konnt ich dann immer mit dem rad hinfahren.

die alten alben sind ja etwas rockiger als das eher folkige neue album. hängt das vielleicht mit chris walla (death cab for cutie) zusammen?

colin: nein, chris hatte nicht so den großen einfluss auf die musik. er hat aber ein gespür für unsere ideen. der folkeinfluss kam ganz natürlich. und von den platten, die ich gehört hab: viel fiarport convention und shirley collins. das hat wohl die aufnahmen bzw. das schreiben der platte beeinflusst.

ist "picaresque" ein konzeptalbum?

colin: nicht wirklich. es wird nicht durch eine geschichte zusammengehalten. eine art thema gibt es natürlich. das macht gute platten aus. aber das war nicht unbedingt absicht. was das album zusammenhält, sind theatralische dinge, die ihm eine theatralische natur verleihen. mehr als bei den anderen platten, was sich ja auch im artwork zeigt.

hast du eine spezielle affinität zum theater?

colin: ja, absolut. ich habe am college theater studiert und war als kind in einer theatergemeinschaft in montana. es liegt mir wohl ein wenig im blut. das artwork ist eine art hommage an jede form von einfachem theater.

sind die "decemberists" eine politische band?

colin: nicht unbedingt. ich glaub, wir sind nicht besonders gut in solchen dingen. aber das neue album ist sicher politischer als die anderen. "the infanta" ist ein besonders politischer song über das kommen und gehen von königen und königinnen und das drama drumherum. so gesehen ist es eine politische platte. aber nicht wirklich zeitgenössisch.

hast du einen besonderen bezug zu schiffen und schifffahrt?

colin: ja, ich hatte schon immer eine affinität zu nautischen erzählungen, maritimen geschichten. ich glaub, das hat damit zu tun, dass ich in einem staat aufgewachsen bin, wo man nicht so leicht ans meer kam. als ich dann nach oregon
an die westküste nah ans meer gezogen bin, hat das meine sicht der dinge sehr verändert. der ozean wurde mir immer wichtiger.

woher kommt der name decemberists?

colin: einmal ist da der bezug zu einer politischen gruppe, die im 19. jahrhundert gegen zar nikolaus den ersten gekämpft hat. aber genauso hängt der name mit leuten zusammen, die sich durch den monat dezember repräsentiert sehen.

was sind deine musikalischen einflüssen außer den zuvor genannten?

colin: ich bin mit den smiths, r.e.m., hüsker dü, robin hitchcock usw. aufgewachsen. also mit college/alternative rock aus den usa und großbritannien. besonders robin hitchcok und morrissey haben mein songwriting beeinflusst. aber auch die pogues haben die richtung vorgegeben. sie haben ja auch eine affinität zu maritimen erzählungen.

zukunftspläne?

colin: nun, wir beenden unsere tour nächste woche und dann geht’s nach hause. wir müssen uns erstmal ein wenig ausruhen nach der langen tour. anfang des jahres arbeiten wir an neuem material und im frühling werden wir mit dem aufnehmen anfangen, so dass hoffentlich in einem jahr das neue album kommen wird.

(interview: volker kindt / 22.11.05 / knust hamburg)

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