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interview - cranes

cranes - interviewein interview, das mir sehr am herzen lag, da die „cranes“ seit je her eine der für mich wichtigesten bands überhaupt sind. umso größer also die freude, als sängerin alison shaw höchst persönlich mir ein interview für ihren konzert tag in hamburg zusicherte. nach einigem hin und her saß ich schließlich mit alison shaw und dem neuzugang der band, dem drumer jonny mattock, im backstage bereich des knust. eher etwas chaotisch entwickelte sich der einstieg in das interview. aus dem gespräch heraus. jonny suchte getränke zusammen, während alison ihn mir vorstellte.

alison: jonny ist der drumer. er spielte bereits in einigen bands...

jonny: eine band heißt „spaceman 3“, eine „spiritualized“ und eine „lupine howl“. von denen gabs ja nur zwei platten. war eigentlich eine gute band... und nun. die band ist viel spaß. ich mag die musik und die menschen, es macht wirklich großen spaß.

a.: das musst du ja sagen... (lacht)

an alison: kannst du mir etwas über euer neues album erzählen?

a.: gott... (lacht) es ist eine sehr freundlich klingende platte. wir haben eine mischung aus elektronischen und akustischen sounds verwendet. jim (alisons bruder) spielte cello in einigen tracks und viele akustik gitarren, aber auch eine menge atmospärisches sampling und elektronische sounds gibt’s zu hören. wenn wir die platte live spielen benutzen wir ein e-drums-set, aber auch einige akustische percussions. und natürlich akustische gitarren. also so eine mischung eben.

wenn ich die platte höre, klingt sie reduziert. es scheint gar kein schlagzeug dabei zu sein. die stimme und die melodie scheinen das wesentliche zu sein. ist das beabsichtigt?

a.: (überlegt) hm, ja, die drums sind vielleicht nicht so wichtig wie auf einigen unserer vorherigen alben. das schlagzeug ist programmiert und auf dem e-drum-set eingespielt. jim wählte als sound samples von echten drums aus. so kriegst du eine art verwirrung, ob es nun echt ist oder nicht...

ich dachte tatsächlich, die drums wären echt... wie arbeitet ihr? nehmt nur ihr zwei, also jim und du, alles auf?

a.: größtenteils ja... auf vorherigen alben hatten wir einige leute, die mitspielten, aber dieses hier wurde zu großen teilen zu hause aufgenommen. dadurch hat der prozess eine lange zeit beansprucht. von 2006 bis 2008 ungefähr.

warum ist das album selbsbetitelt? viele bands verbinden mit einem selbstbetitelten album etwas besonderes...

a.: das hat nicht wirklich eine bedeutung. wir wollten etwas einfaches, direktes. es ist das dritte album seit wir unser eigenes label gegründet haben. erst „future songs“, dann „particles and waves“ und nun dieses. sie gehören irgendwie zusammen. da ist ein großer unterschied zu den alben in den 90ern. dazwischen war eine pause von vier jahren, in der -ja, wir lösten uns auf...in 2001 kamen dann ganze neue leute hinzu. nun ist jonny dabei. es ist nun eine ganz andere band. nur jim und ich waren die ganze zeit dabei.

wie kam es zu eurem label? das bedeutet ja auch eine menge arbeit. war die gründung eine entscheidung, um selbstständig bleiben zu können?

a.: teils. wir waren sieben jahre bei bmg und hatten dann 1998 die chance, bei arista in den usa zu unterschreiben. aber das war nicht das, was wir wollten. ein solches label hätte eine bestimmte erwartung gehabt, die man an dem punkt einer karriere nicht erfüllen will oder kann. jim und ich hatten nicht den eindruck, diesen typischen amerikanischen indie pop zu machen...ende der 90er machten wir gar keine musik. dann kamen wir wieder zusammen und versuchten ein paar songs, die schließlich auf dem „future songs“-album erschienen. ein freund von uns, der für´s „too pure“ label arbeitete, das ja leider pleite gegangen ist, begann, uns zu managen. er schlug uns vor, unser eigenes label zu gründen und zeigte uns, wie das geht. er fand einen vertrieb für uns und zur selben zeit unterzeichneten wir bei „mute“ einen neuen verlagsvertrag. so konnten wir unsere alben unabhängig veröffentlichen, hatten aber gleichzeitig die unterstützung von „mute“. sie schossen etwas geld hinzu, wenn wir in den usa tourten. und sie promoteten uns auch bei der film- und fernsehindustrie. so wird manchmal, wenn wir glück haben, etwas von unserer musik im fernsehen verwendet.

ihr seid ganz unabhängig? sie beeinflussen eure arbeit also gar nicht?

a.: nein. jeder, der auf „mute“ ist, hat alle freiheiten. es ist ein sehr kreatives label. sie zwingen niemanden etwas zu tun, was er nicht will.

das liegt also immernoch an daniel miller („mute“-label-gründer)?

a.: ja, er kontrolliert immer noch alles. also auch wenn entschieden wird, wieviel geld wir bekommen: das entscheidet immer er.

würdest du euer album als konzept-album sehen?

a.: konzept? nicht wirklich. das cover ist eine art konzept. bei dem „particles and waves“-album ging es um das universum, raum und zeit...das bild auf dem album nennt sich „von-koch-schneeflocke“. es ist ein diametrischer faktor. das interessante dabei ist, es sieht aus wie eine Schneeflocke. die fläche bleibt immer gleich, wenn man die kleinen dreiecke immer weiter in weitere dreiecke aufteilt. so ist die aufteilung unendlich, die fläche aber begrenzt. mir gefiel die idee, dass dinge endlich und unendlich gleichzeitig sein können. das war das „particels ande waves“-konzept. auf diesem album bauen wir darauf auf. das bild auf dem cover zeigt eine kleine blume, die nachts von einer australischen fotografin aufgenommen wurde. sie heißt charlie sedanayasa und ist großartig. weil die blume nachts fotografiert wurde, sieht sie aus wie ein im all schwebender planet. wir mochten die idee, dass eine kleine blume auf der erde die gleiche form hat wie ein planet im all.

du interessierst dich dann sicher auch für die chaostheorie?

a.: ja, sehr.

aber die texte handeln nicht davon...

a.: nein, nicht direkt. einige auf dem „particles and waves“-album wie „light song“ handeln von raum und zeit.

jonny: der ist super. wir werden ihn auch heute abend spielen.

a.: ist wirklich toll, solche songs mit jonny zu spielen, weil er all diese interessanten percussions verwendet. in der mitte des songs, wenn es etwas verrückt und spacig wird, soll es so wirken, als ob alles im raum schwebt. und es klingt tatsächlich so durch die seltsamen sounds...

jonny: ich habe so glöckchen, afrikanische trommeln und sowas. das album schwebt wirklich. (an alison:) ich war echt etwas verwirrt, als ich euch im september live sah, weil ich das album da noch nicht kannte. ich fand die sounds spannend. als ich dann das album und auch die davor hörte war ich begeistert. ich mag die stücke sehr. es interessant ein e-drumset zu spielen. normalerweise spiel ich ein akustisches schlagzeug, was immer noch gerne mache, aber mit dem e-drums hat man mehr möglichkeiten, andere sounds. das ist echt interessant.

a.: er passt perfekt zu uns. wir haben denselben backround. als du (an jonny) bei „spiritualized“ warst, haben wir gerade beim selben label unterschrieben. und jim und jonny spielen beide schlagzeug und sind beide linkshänder. das passte prima.

du bist also erst nach dem album hinzugekommen?

a.: ja, aber er hat bereits vor dem album mit uns geprobt. er spielte schon die tour im oktober mit. aber aus verschiedenen gründen zunächst nur die tour. nun ist er dabei, worüber wir sehr glücklich sind (lacht)

dieses jahr spielt ihr auf dem wave gotik treffen in leipzig...

a.: (lacht verlegen bis unangenehm berührt)

eure musik ist bestimmt keine goth musik, wird aber oft mit dieser szene in verbindung gebracht. was denkst du darüber?

a.: nun, wir tourten ja mit „the cure“ und ich denke, wir haben einen teil ihrer fans übernommen. das war eigentlich sehr gut, weil wir dadurch eine viel mehr leute erreicht haben. es war eine schöne erfahrung, mit „the cure“ zu touren. wir fühlen uns aber nicht diesem gothik ding verbunden. aber diese szene ist ein tolles publikum. da kamen immer viele leute. der wgt auftritt passte einfach in die tour. es ist einen tag nach berlin und so im prinzip auf dem weg. und da wir eingeladen wurden, warum nicht? (flüstert:) aber erzähls keinem weiter... (lacht)

(an alison) es gab da ja mal dein projekt „in rain“. gibt es da mehr als eine 7“?

a.: nein, wir haben nur die drei songs gemacht. weißt du, wer ridi(?) war? er war bei „a.r.kane“ und bei „marrs“. die machten diesen „pump up the volume“-song. irgendwie wünschte ich, wir hätten mehr gemacht. das war alles sehr früh. wir starteten damit 1989. er kommt von einem dance-background und trotzdem ist es recht akustisch, so dass es beinahe eine art frühe version von triphop ist. wenn wir mehr zusammen gemacht hätten...

die songs sind recht trackartig...

a.: ja.

na, dann macht doch heute mal wieder was zusammen?

a.: ja, warum nicht? hab ihn seit jahren nicht gesehen...

könnt ihr eigentlich von eurer musik leben?

a.: ja, wir können nun davon leben.

plant ihr noch andere bands auf eurem label herauszubringen?

a.: ja, würden gerne andere bands rausbringen. aber wir wissen, was es bedeutet, eine band herauszubringen. es braucht geld, etwas zeit und eine gewisse hingabe. wir sind noch nicht an dem punkt, eine band entsprechend pushen zu können, wie es nötig wäre.

aber ihr habt den vertrieb, die verbindung zu „mute“ usw....

a.: ich habe es versucht. viele freunde und leute, die wir kennen, meinten: „he, hör mal, was wir machen, was denkst Du?“ und ich sagte ihnen allen und das waren viele: ich habe es allen unseren kontakten geschickt, aber es ist wirklich so schwierig, leute dazu zu bringen zu sagen: „ja, das ist das nächste big thing, ich nehm die unter vertrag“...und das ist das problem! es ist einfach sehr schwer, etwas neues heraus zu bringen. es muss etwas einzigartig und speziell sein. und das timing ist wichtig.

du glaubst, es ist momentan zu riskant, um es zu versuchen?

a.: ja, es müsste ein künstler sein, an den wir wirklich glauben.

der sound der „cranes“ ist ja sehr eigenständig. was hörst du eigentlich selber für musik?

a.: die platte, die ich gerade sehr gerne mag, ist eine folk platte. (leider kann ich den namen der künsterlin nicht mehr rekonstruieren...) sie ist eine traditionelle folk sängerin. sie hat eine sehr schöne stimme...
ich mag eine menge...hm. ich kann gerade nicht denken...sachen auf 4ad wie „blonde redhead“. ich mag neil halstead. jonny, du kennst doch meine musiksammlung...

j.: torrini?

a.: ja genau, emiliana torrini!

j.: fe..?

a.: ah ja: feist! danke jonny! (lacht)

gibt es eigentlich irgendwelche platten der „cranes“ auf vinyl außer den ersten dreien?

a.: die ersten drei werden auf „cherry red“ wiederveröffentlicht...

und auf vinyl?

a.: oh, auf vinyl, nein. nur die ersten drei und die frühen eps waren auf vinyl.

wollt ihr nicht vielleicht welche auf eurem label veröffentlichen?

das sollten wir vielleicht. wir dachten schon an ein box set der drei letzten alben auf vinyl. glaubst du, das wär eine gute idee?

ganz bestimmt!

das wäre ja mal eine feine sache! das anschließende konzert war großartig. die neuen sounds von jonny passten perfekt. schade nur, dass alle keyboards vom band kamen und nicht wie früher live gespielt wurden. dafür gab es mit „september“ eines meiner persönlichen lieblingsstücke in einer wunderschönen version.

(interview: volker kindt / 28.05.09 / knust hamburg)

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