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interview - duke special

bereits letztes jahr im vorprogramm von "divine comedy" zu sehen beehrte uns peter wilson aka "duke spezial" diesmal als headliner. ein freundlicher gut gelaunter kauziger duke beantwortete bereitwillig unsere fragen.

früher hast du eher konventionelle gitarrenmusik gemacht, oder?

ja, es war mit mehr gitarre, aber auch keyboard. ich spielte das klavier da eher wie eine rhythmusgitarre. das klang wie "foo fighters" und ben folds gemischt. ich war der sänger und wir haben zu dritt geschrieben. es war gut, aber es führte nirgends hin. es passierte nichts mehr. wir haben zwei platten gemacht. "benzin headsut" hieß die band. die musk war gut, aber es war nicht das, was ich wollte.

was führte dazu, dass du dich verändern wolltet?

ich merkte einfach, dass ich musikalisch nicht ausgedrückt habe, was ich wollte. ich wollte mehr! die anderen spielten noch in anderen bands und diese war meine einzige. und es sollte einfach funktionieren. also musste ich was anderes ausprobieren - allein. dann habe ich sechs songs als demo mit meinem bassisten aufgenommen. wir haben uns dann darüber unterhalten, wie es klingen sollte. und er wollte mehr klavier verwenden. die leute meinten, dass meine songs klangen wie aus einem musical. so wurden die songs die erste ep. es folgten noch zwei. dann meldeten sich die labels und letztes jahr hab ich dann bei v2 unterschrieben.

die entwicklung war also gar nicht so geplant?

nun, ich redete zu der zeit viel mit paul (der bassist) und meinem manager. eigentlich wollte ich weg von klavier und gesang. ich wollte nicht wie elton john oder billie joel enden. ok, sie haben ein paar gute platten gemacht, aber ich wollte etwas anderes machen als sie. paul hat mich dann überredet.

woher kommt denn deine begeisterung für alte platten und alte musik?

ich denke, im wesentlichen sind die songs melodische popsongs. und der style von harry nilson und so schreibern aus den frühen 70ern, einige einflüsse von tom waits und auch von elliot smith bin ich beeinflusst. und theatralische musik wie die "magnetic fields". melodie war mir immer wichtig. ich hab drei ältere schwestern und hab da viel "beatles" gehört. für mich waren es immer mehr die "beatles" als die "stones". ich war früher auch immer in der kirche, wo ich auch viel mit melodiöser musik zu tun hatte. es ging für mich immer um melodie. ich mochte auch immer eher musikalische aufführungen, die etwas mehr theatralisch waren, und nicht so welche, wo die leute rumstehen, einfach spielen "hier sind meine songs". ich mag mehr performance und show.

deine musik klingt ja auch ein wenig nach dem typischen vaudeville sound…war das auch ein einfluss?

ja, leute wie tom waits, die diese unbeschreibliche mischung von sentimentalen balladen und auch deutschem kabarett oder kurt weill…es kommt alles zusammen. jedes album ist eine reise von styles und stimmungen. das hat mich sehr beeindruckt. ich habe auch über yann tiersen gelesen. er kommt auf die bühne, spielt einen song nur mit geige oder kalvier und gesang, der nächste song ist mit ganzer band…ich mag die idee. ich bin ein solo künstler, arbeite aber mit anderen musikern zusammen. ich versuche eine ganze show zu entwickeln, wo die leute nach hause gehen und mehr davon hatte als eine band, die einfach ihre songs spielt. das mag ich zwar auch, aber ich möchte halt was anderes.

also wie "divine comedy"?

ja, genau…

was hälst du von vergleichen mit "divine comedy"?

ich glaube, neil ist anders. er ist sehr beeinflusst von scott walker. es kommen ja auch vergleiche mit den "magnetic fields" und yann tiersen, was ich auch noch nicht so bemerkt habe…ich bin sehr glücklich. er hat nun schon neun großartige alben herausgebracht, ich bin bei meinem ersten. es ist also ein guter anfang. (lacht)

ich mag die tatsache, dass er immer sein ding gemacht hat und sich nicht beeinflussen ließ. er hat ein album gemacht, "regeneration", das mehr wie ein normale band ist, alles andere ist sehr stylisch und hat ein ganz besonderen charakter im sound. er macht das wirklich sehr gut!

möchtest du deine musik auch in so eine "stylische" richtung lenken?

ich möchte sicherlich nicht kopieren, was er macht! ich habe andere einflüsse. die musik, die ich wirklich machen möchte, ist eine art soulmusik. theatralisch und auch mal lustig soll sie sein, aber mit wärme.

wirst du dann auch mal in theatern auftreten? mit orchester?

ich spiele nächsten monat (mai) ein konzert mit einem 62(!) personen orchester. das wird von der bbc aufgenommen.

ich habe auch mit neil hannon einen song aufgenommen als b-seite für "freewheel". der song ist ein alter englischer folksong aus der zeit von shakespeare. neil ist definitiv jemand, den ich bewundere. ich bewundere seine attitüde und seine einstellung zum musikmachen.

warum klingt deine musik eigentlich – nicht negativ gemeint - so "oldfashioned"? magst du keine moderne musik? ;)

ich mag gerne moderne musik. viele moderne musik hat aber viel mit e-gitarren und keyboard programmieren zu tun. ich habe versucht, e-gitarre bzw. überhaupt gitarre zu spielen, war da aber nicht besonders gut drin. ich hab auch versucht, mich mit der technischen seite auseinander zu setzen. das lief auch nicht so. das natürlichste für mich ist das klavier. ich versuche es in einer frischen art und weise zu repräsentieren. jeder künstler, der etwas neues machen will, schaut erstmal in die vergangenheit, um ein paar einflüsse aufzugreifen. ich möchte nicht so klingen wie etwas aus der vergangenheit. das wär nicht so gut. denk an diese crooner heute. sie klingen wie frank sinatra, nur schlechter! ich möchte nicht mit alter musik verglichen werden! ich beziehe mich aber gerne auf diese einflüsse.

die "pixies", "the who", "pink floyd", "the beatels" und die "rolling stones". all diese unglaublichen bands. man hört ihren einfluss so deutlich in moderner musik. es ist interessant, sich mit musik zu befassen, die nicht so einflussreich ist, wie musik aus dem frühen 20. jahruhndert, der vaudeville sound oder leute wie tom waits. künstler schauen immer auf pfade, die noch nicht so viel beschritten wurden. das ist das, was ich mache. ich höre alte 78er platten (plattengeschwindigkeit!) und höre beeindruckende stücke musik.

woher bekommst du die?

2nd hand läden oder manchmal geben mir leute sie einfach.

ist das nicht teuer?

nein, 50 p oder so. ich habe grammophone bei ebay für 80 bis 100 euro gekauft. so hörst du sachen, die es nicht in jedem plattenladen gibt und lernst sachen kennen, die dich in eine andere richtung führen.

viele dieser alten platten sind inhaltlich sehr rassistisch und sexistisch. da denkst du echt "oh gott"! es gab keine "political correctness" im frühen 20. jahrhundert!

was sind deine zukunftspläne? du tourst nun ja gerade…

ja, wir touren seit februar. jetzt geht es nach schweden, dänemark, in die schweiz und zurück nach deutschland. dann geht´s in die usa und nach irland.

danach gibt´s einen monat off! das muss aber auch, weil wir 150 konzerte pro jahr spielen und das seit sechs jahren!

ich hoffe, ich kann dann neue songs schreiben, ein neues album aufnehmen und werde dann sehen, was ich dann mache. ich möchte gerne wieder songs schreiben. mein ideal wäre, von morgens neun bis mittags um zwei schreiben und danach möchte ich mich um meine kinder und meine frau kümmern, also wieder ein richtiges leben haben. es fühlt sich gerade so an, als ob ich für immer auf tour wäre!

sonst: weiterentwickeln als künstler und neue einflüsse aufsaugen. ich höre gerade sehr gerne "beirut" und tom waits. besuche ausstellungen. meine frau ist künsterlin und arbeitet an instellationen mit glas und licht. ich würde gerne was mit ihr machen. und film und theater. ich habe also viele pläne! aber erst das zweite album! (lacht)

gibt es neue songs?

ja, ich arbeite an welchen…

du hast theater erwähnt. würdest du gerne fürs theater musik schreiben?

ich würde gerne an einer aufführung arbeiten, in der meine songs vorkommen, aber nicht als konzert, sondern mit darstellern. nicht wie ein musical oder so, sondern eher eine verbindung von schauspielerei, gedichten und musik unter einem thema.

wie eine vaudeville show?

ja, vielleicht. einfach etwas schönes zum anschauen, das bewegt, aber auch lustig ist. ähnlich wie ein freund von mir: der macht eine aufführung nur mit posaune, kalvier und einem tänzer. das ist wirklich schön. einfach durch den einsatz von licht und minimaler musik. es ist wirklich schön so in einem theater! die leute kommen da in eine andere welt, was ich ja auch ein wenig bei meinen konzerten versuche.

aber du bist da immer von der pa und dem licht im jeweiligen laden abhängig. daher mag ich die idee von einer show in einem kleinen theater für zehn tage oder so.

ich möchte mir rufus wainwright anschauen, wie er judy garland in der carnagie hall aufführt. er ist ja großer judy garland fan. es gibt eine berühmte aufnahme von 1961 von judy garlnad in der canagie hall. 32 songs, glaub ich. und nun hat er beschlossen, den ganzen auftritt in der carnagie hall wieder aufzuführen. alle 32 songs mit einer orchester big band! er erzählt sogar die gleichen geschichten zwischen den songs. einige stücke passten perfekt zu seiner stimme. eine großartige show!

und das hab ich vor ein paar wochen in london gesehen!

an dieser Stelle endet das tatsächliche interview.

(interview: volker kindt / 14.03.07 / knust hamburg)

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