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interview - super furry animals

huw bunford, der gitarrist der kreativsten walisischen popgruppe, super furry animals, spricht im interview mit uns über das achte studioalbum 'hey venus!', arbeitsweise, musikalische einflüsse (z.B. traditionelle türkische musik), weggefährten der band sowie deren zukunftspläne. dabei verriet er auch, dass die band vermutlich im november in deutschland touren wird.

huw ist ein angenehmer interviewpartner; freundlich, bescheiden auskunftsfreudig und recht gemächlich unterwegs. sicher wären bei einem gespräch mit sänger und haupttexter gruff rhys, der dieses jahr sein hervorragendes zweites soloalbum 'candylion' veröffentlichte, andere aspekte zum tragen gekommen aber es ist doch gut, auch einmal eine andere sichtweise auf die band zu erhalten. außerdem ist huw besser zu verstehen als gruff, der einen schönen von der nativen walisischen zunge gefärbten akzent hat.

joachim: ist 'hey venus' ein konzeptalbum?

huw: nein, erst nachdem wir das album gemacht hatten, schauten wir auf die songs und dachten: es gibt ein loses thema, das sich über das ganze erstreckt. es geht um ein mädchen namens venus, die aus ihrem heimatdorf in die großstadt geht. jeder von uns hat stücke eingebracht. in jedem der stücke gab es zumindest eine verbindung zu der geschichte. wir hatten aber vorher kein konzept, wovon das album handeln soll.

j: gruff sagt einen satz zu beginn des zweiten stückes: 'this song is based on a true story, which would be fine, if it wasn't autobiographical.' was hat es damit auf sich? [in dem lied geht es um jemanden, der vor einem großen problem in einer beziehung davonläuft, weil er seine(n) partner(in) nicht damit konfrontieren kann].

h: (zögerlich) es ist tatsächlich wahr.

j: ist es ein mädchen, dass gruff kannte?

h: wir dürfen das als künstler. vielleicht war es die freundin einer freundin um die es ging. wir dürfen das als unsere geschichte verwenden. keine ahnung, ob sie davon weiß. (lacht)

j: seit ihr als band seit gruffs soloarbeit stärker als songwriter gefordert und involviert?

h: (überlegt) naja, in den letzten drei-vier jahren haben wir alle selbst zu schreiben angefangen. es ist aber nichts geplant. wenn man einen Song macht, weiß man meistens sofort, ob es ein SFA stück wird.

j: 'natural flow'?

h: genau. wir kommen alle mit unseren demos zusammen. diesmal waren die stücke alle recht kurz, direkt und poppig. also klingt das neue anders als das letzte album ('love kraft, 2005).

Wir planen nichts vorher- höchstens unterbewusst.

volker: wird es evtl. soloplatten anderer mitglieder geben?

h: ja. gruff schreibt ja sowieso sehr viel, auch walisische Lieder...

j: ist er mehr dichter als musiker?

h: (überlegt) weiß nicht, er redet von sich wohl eher als musiker. unser keyboardspieler cian macht mit den 'acid casuals' seit einigen jahren elektronische instrumentalmusik und wenn er die zeit hat, veröffentlicht er auch etwas [vermutlich auf dem hauseigenen label 'placid casual']. das gilt eigentlich für uns alle.

j: seht ihr euch oft?

h: nein. wir sind schlechter organisiert, als man es vielleicht erwarten würde. wir leben immer noch in cardiff und trinken zusammen aber theoretisieren nicht sehr viel. vielleicht ist es einfach das selbstbewusstsein, dass man nach acht alben hat, dass man es eben kann.

j: arbeitet ihr manchmal mit martin carr von den 'boo radleys' zusammen? [der songwriter der band, der nun auch in cardiff lebt und bis zuletzt unter dem pseudonym 'bravecaptain' veröffentlichte]

h: manchmal. nicht so sehr musikalisch, obwohl er einige remixe gemacht hat. er betätigt sich momentan photographisch. neulich hat er einige bandfotos von uns gemacht (gelächter), was sehr amüsant und seltsam war. mit den 'boo radleys' gab es ja auch durchaus parallelen auch wenn wir einen anderen sound haben. die liebe für melodien und gewisse ideen.

j: nach jahren mit pete fowler habt ihr mit einem neuen graphiker, dem japaner keiichi tanaami zusammengearbeitet. warum?

h: beide seiten haben einfach gedacht, dass es nach zehn jahren zeit für etwas neues ist. wir brauchten aber jemanden, der genauso einzigartig wie pete ist. wir haben arbeiten aus keiichis büchern gesehen, er ist sehr verrückt. erstaunlich, was er für album cover und T-Shirt Design für einige japanische bands in den sechzigern und siebzigern gemacht hat. er ist schon 85 jahre alt - einer der ersten japanischen popart künstler. er war früher mitte der sechziger auch in san francisco und holte sich dort inspiration- der erste japaner auf lsd - behauptet er selber.

er hat sich seine eigene welt kreiert und ist schwer zu kontaktieren. alles ging über einen anwalt und nichts durfte verändert werden. das artwork ist erstaunlicherweise einfach das, was ihm zu unserer musik eingefallen ist- düsterer als zu erwarten wäre. aber großartig.

v: die sechziger und siebziger einflüsse bei euch sind denke ich offensichtlich. was würdest du da im speziellen nennen?

h: es geht nicht darum, was zu mögen was cool ist. auch vielleicht schlechte experimente aus dieser zeit können sehr aufregend sein und man kann sich von ihnen inspirieren lassen, einfach von der idee, etwas vollkommen wahnsinniges zu machen. in den sechzigern gab es so viele ikonische bands mit denen man ständig konfrontiert wird. es ist schwer, bestimmte zu nennen. gruff hat sich grade in den frühen Tagen sehr für 'velvet underground' begeistert und john cale ist einer seiner helden. aber wir entdecken ständig neue musik auch gerade im internet. auch instrumente können mich inpirieren. habe mir grade eine elektrische saz, ein traditionelles türkisches instrument gekauft. ich höre im moment auch am meisten türkische musik, was auch auf der aktuellen platte und vielleicht noch mehr auf späteren zu hören sein wird. auch ein Instrument wie z.b. ein dulcimer diktiert manchmal den werdegang eines songs.

v: 'carbon dating' erinnert an ennio morricone und john barry.

h: ja genau, cian hat das geschrieben. der ist großer fan, es ist sehr kinematisch. das würde ihn freuen.

v: 'the gift that keeps giving' wiederum erinnert an 'elo' .

h: stimmt. ein leichter, weicher rocksound. viele sagen, dass sei ein typisches sfa stück.

j: andere klingen wie frühe punkigere stücke vom ersten album oder 'guacomole' von 'out spaced'.

h: Genau, alles ist diesmal direkter und weniger produziert als beim letzten album und soll vor allem auch live funktionieren.

j: es gibt allerdings auch weniger lyrische ideen als sonst, wie songs über tennisspieler oder geschichten wie 'herman loves pauline' vom zweiten album 'radiator'.

h: einige der songs, die bereits existieren und thematisch an 'hey venus' anschließen, mit ungewöhnlichem lyrischen gehalt, könnten auf dem nächsten album vertreten sein, was wir nächstes jahr aufnehmen wollen. könnte auch etwas düsterer werden mit längeren songs.

v: wolltet ihr nicht auch ein orchestrales album machen?

h: ja, aber das wird etwas länger dauern. wir produzieren einen eigenen film dazu also das script nach der filmmusik, alles umgedreht, aber nicht wie bei 'rings around the world', sondern ein kompletter spielfilm. im moment filmen wir gerade das making of. (gelächter)

jeder einzelne hat vollkommen andere vorstellungen, was es genau werden soll. die idee ist, einfach loszulegen.

v: wie wird das klingen? ist die band selber dabei?

h: ja. wir werden einfach losspielen, irgendein riff z.b. und sehen, was das orchester dann dazu spielt. sehr aufregend.

anstatt, dass es konventionell veröffentlicht wird möchten wir es im kino vorführen.

v: was hörst du denn an aktueller musik?

h: vor allem türkische saz-musik. an aktuellen bands mag ich z.B. css. es gibt hunderte von guten jungen bands in gb im moment und man denkt, die könnten richtig gut werden, aber ihnen wird oft nicht die zeit gegeben, zu zeigen, ob sie es mit ihrer musik ernst meinen.

'the coral' sind toll. sie sind unsere freunde, eine sehr ehrliche band. unglaublicherweise können sie sogar MWNG [ein hervorragendes recht obskures walisischsprachiges sfa album] nachspielen. das kann ich nicht mal mehr. 'dead meadow' ist eine meiner lieblingsbands.

j: wie ist eure beziehung zu 'bright eyes'?

h: gruff kennt conor schon seit seinen frühen tagen als er noch bei 'wichita recordings' war. er ist jemand, dem man trauen kann. wir fanden die musik damals schon ganz toll. jetzt sind die ja sehr groß geworden. außerdem veröffentlicht er gruffs platten in den usa.

j: versteht ihr euch gut mit anderen walisischen bands z.b. den 'manics'?

h: ja, dabei geht es aber nicht unbedingt um die musik. es geht eher darum, ob es nette leute sind, denen ihre musik wichtig ist, die es gerne machen. 'manic street preachers' waren ja unsere tourpartner. 'stereophonics' machen eben andere musik als wir. das sind nette kerle. es gibt auch junge bands aus cardiff, wie 'los campesinos' oder 'the automatic', mit denen man gerne rumhängt. die halten uns vielleicht für dinosaurier. es gibt genug andere Bands, die hass verbreiten, so dass keine langeweile aufkommt. (gelächter) die bands, von denen man es gar nicht erwartet, sind oft die aller verrücktesten.

j: zuguterletzt möchten wir natürlich wissen, ob ihr mal wieder in deutschland auftreten werdet?

h: wir haben hier seit sechs jahren nicht mehr gespielt, obwohl die 'rings around the world'-tour ein großer erfolg war. da war aber auch viel produktion dahinter. wir sind ja zu den projektionen von der dazugehörigen dvd aufgetreten. aber jetzt planen wir im november endlich wieder zu kommen. diesmal gibt es keine projektionen und der fokus wird komplett auf die lieder gelenkt.

interview: volker kindt und joachim büchner / 28.08.07 / hamburg

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