home                                     club        musik        konzerte
plattenkritiken | popnews | interviews | popclassics | clubplaylists | plattenlabels

interview - kaiser chiefs

am 01.05.05 spielten englands derzeitigen heißesten darlings kaiser chiefs im logo hh um ihr debutalbum 'employment' live vorzustellen. vor dem konzert hatte ich die möglichkeit mit dem schlagzeuger und heimlichen "bandchef" nick hudgson bei sommerlichen temperaturen und dosenbier über zukunft und vergangenheit der band zu plaudern.

hi nick, danke daß du zeit gefunden hast. als erstes wollte ich dich mit der vergangenheit konfrontieren. wie kam es, daß ihr euch als band innerhalb von zwei jahren völlig neu definiert habt?

nick: du meinst wahrscheinlich unseren alten namen parva oder?

naja, auch hier in deutschland wurdet ihr mit euren zwei singles 'heavy' und 'good bad right wrong' in gewissen kreisen schon wahrgenommen. wie kam es zu dem bruch mit mantra records?

hey, du bist ja gut informiert. nun, als parva merkten wir nach einiger zeit schnell, daß die vorstellung unseres labels und uns nicht wirklich harmonierte. in england brauchst du als band immer ein image und daß hatten wir, als wir noch völlig unerfahren waren, sehr unterschätzt. außerdem hatten wir keinen style. da mussten wir eben erst lernen, wie wir uns darstellen müssen. die presse zerriß uns und unser label ließ uns noch zwei tage vor dem dritten single-release fallen.

hm, ich mochte eure singles gerne, aber das hatte natürlich mit eurem heutigen "dexy-madness-mod-pop-sound" ja auch gar nichts zu tun...

hey, schöne bezeichnung, wie nanntest du das?

"dexy-madness-mod-pop-sound", weil ihr so fantastisch zitiert und irgendwie ein bißchen 'oldschoolig' herüberkommt. die klassischen einflüsse hört man, aber daß finde ich ja gerade so fantastisch.

danke, diesen stil mussten wir aber auch erst finden.
naja, wir hatten echt eine harte zeit hinter uns. ich hatte die universität geschmissen und wollte nur noch musik machen. nachdem wir deproppt wurden, galten wir als völlig uncool in leeds. wir tauchten erstmal ab und ich hielt mich mit jobs in bars in unserer heimatstadt über wasser. ganz yorkshire lachte doch damals über uns.

wie kam es denn dann bitte zu dieser große wende, die euch innerhalb von zwölf monaten zu einer der populärsten bands derzeit in uk machte?
kannst du mir daß in ein paar kurzen sätzen zusammenfassend erkären?

puh, das ist für uns ja gerade selber alles wie ein traum. ich meine, das ist wie neu geboren zu werden. ich hoffe du magst gleich die show und merkst unsere energie. wir sind noch frisch. also in den letzten zwei jahren wuchs die szene in leeds wieder. mit unseren freunden von the
cribs, spielten wir oft im 'pigs', ist ein guter club bei uns zuhause, machten chaotische partys. wir wollten uns irgendwie neu erfinden und keine retro- garagenband mehr sein. jeder von uns definierte sich neu und bezog sich auf seine musikalischen roots. wir trafen uns, hörten viel musik miteinander und bezogen uns wieder auf unsere britischen wurzeln. wenn bloc party und franz ferdinand daß können, dann wir eben auch.

bist du beleidigt, wenn ich kaiser chiefs als "the new brit pop" bezeichnen würde?

überhaupt nicht, ich meine wir wollen britisch klingen und du als "kraut" (just kidding...) kannst das gerne tun.

erzähle weiter, wie kam es dann zu dem neuen platten-deal?

wir hatten 'oh my god' aufgenommen, promoteten die single selber, aber kein label wollte uns erst. nur b-unique ließ sich darauf ein, aber es gab keinen penny dafür. nun, der nme tat eine menge für uns.
ohne die und die radiostationen wären wir wohl nicht soweit. dazu kam, daß wir gute kontakte zur dj-szenerie haben und die alle unsere single spielten. so kam eins zum anderen bis eben nach oben zu 'top of the pops'.

wie schätzt ihr euch ein? wie groß wollt ihr nun noch werden?

im ernst? nun, wir sagen nicht, wir sind die neuen oasis oder so, aber wir haben potenzial und wissen, was wir können. ich denke unsere songs und lyriks sprechen für sich. besser als franz ferdinand sind wir allemal...

stimmt es, daß du als drummer die meisten songs geschrieben hast?

naja, ricky (sänger) und ich schreiben vieles zusammen.
aber es stimmt, ich glaube ich halte die band schon von hinten zusammen und schreibe die meisten hooklines...

mal eine letzte frage zu eurem gitarristen: stimmt es, daß steve white zweimal englischer meister im bmx war?

allerdings, der hat sogar immer zwei bmx-bikes im tourbus mit!

spielt ihr eigentlich noch was vom alten zeugs von parva?

oh nein, da kämen nur böse erinnerungen auf.

danke, nun bin ich doch sehr gespannt auf das konzert.

nick: du wirst es lieben, mann! ich verspreche es!

danach war meine erwartungshaltung natürlich immens, aber die sollte nicht enttäuscht werden.
das konzert im sehr gut gefüllten logo wurde von den kumpels der kaiser chiefs aus leeds, the cribs, supportet. schon jetzt läßt sich über dieses powertrio, welches wie eine öde kopie der stereophonics daherkommt, sagen, daß jene in zwei jahren definitiv den abgang in die ewigen "band-jagdgründe" antreten werden, wenn ihnen nicht noch ein one-hit-wunder gelingen sollte. eben eine dieser bands, die einen nicht wirklich stören, bei denen aber auch so gar nichts hängenbleibt.
nach kurzer umbaupause enterten die gefeierten jungs vor erwartungsfrohem publikum die bühne und entäuschten uns nicht. spielfreude und kontaktfreudiges auftreten dem publikum gegenüber, ließ ihnen alle sympathien der anwesenden zufliegen.
ich meine, wann hat sich ein frontmann einer englischen band das letzte mal schon beim vierten song frohlockend ins publikum geworfen und zum pogen eingeladen? definitiv: nach dem ca. 70 minütigen set war wohl allen im logo klar, den heißesten scheiß für den sommer 2005 gesehen zu haben. ich denke, die jungs haben es verdient und machen live einfach wahnsinnig viel spaß. wenn das zweite album das debut 'employment' toppen kann, bzw. an dasselbige heranreicht, könnte aus kaiser chiefs eine institution werden und nicht einer dieser vielen hypes, die in den letzten jahren wieder in die wüste geschickt worden sind.


(interview: benny ruess / 01.05.05 / logo hamburg)

weitere interviews