interview - hidden cameras

da sitzt man nun tagelang am schreibtisch, grübelt über
clevere fragen nach, denkt, man hat die geeignete gefunden und dann
das....joel gibb, frontman und geist der hidden cameras hat nicht das
geringste von john miles 'music was my first time' gehört. was hat es mit dem begriff 'gay church folk' auf sich? j: das war eine erfindung von joel. hat er mal vor einem konzert auf das plakat an der tür geschrieben, um die leute anzulocken. hat funktioniert. die leute brauchen immer schubladen, um musik bzw. bands zuordnen zu können. in so eine schublade wollten wir eben nicht, da haben wir unsere eigene aufgemacht. und das paßt auch, finde ich, denn wer macht schon musik wie
die hidden cameras? j:'fans ködern' oder subtil schocken. viele wollen nur schöne
musik hören, die interessiert die texte nicht. andere wollen wiederum
den texten lauschen, die wissen dann gleich wovon wir erzählen.
das klingt nach vielen unterschiedlichen menschen, die eure konzerte besuchen. j: das stimmt, bei uns gibt's indiekids, junge und alte, die manchmal ihre mütter mitbringen. müttern gefällt es immer. in kanada bei einem konzert in einer kirche waren sogar ein paar kleine kinder. langweilig wird das nicht. man weiß nie, wer so auftauchen wird, und jede stadt ist anders. (berlin war nicht so toll wie hamburg, sagt er später.) atmosphäre: die menschen sind wichtig, aber auch die lokalität ist bedeutend. die weltbühne gefällt joel sehr gut, obwohl mir noch nicht klar ist, wie die vielen bandmitglieder und das equipment auf die bühne passen sollen. kirchen und schwule texte. gab's da noch nie ärger mit den kirchenoberhäuptern? j: sonderbarerweise nicht. aber vielleicht ist die kirche in kanada nicht so konservativ wie in amerika oder deutschland eingestellt. bisher wurden wir überall mit offenen armen aufgenommen. ich stelle mir einen bayrischen dorfpfarrer vor, hinterm altar mit
dem fuß wippend hidden camera-texte mitsummen und verwerfe diesen
gedanken gleich wieder. j: nicht wirklich, der mann mit der brille ist ein mädchen aus der band, das sich gern verkleidet und das banner wäre nur design mit doppelnutzung. ich bin eben faul und benutze dinge gern doppelt. ihr werdet das banner gleich beim konzert an der bühne hängen sehen. außerdem ist es auf dem cover der ep und den konzertplakaten. also ein design für viele verwendungen. bist du wirklich faul? ich nehme dir das ehrlich gesagt nicht ganz ab, da du vorher gesagt hast, dass du gern zwei dinge auf mal tust, z.b. pizza essen und interview führen. das klingt eher nach einem workaholic. j: hast recht, bin ich auch nicht, aber ich wäre es so gerne. bevor ich noch weitere fragen stellen kann, betreten bereits die
ersten besucher an uns vorbei die rolltreppe zur weltbühne. joel
will wissen, ob wir zum konzert bleiben. klar, und nach zwei eher langweiligen
support bands, (obwohl die keyboarderin der ersten wirklich eine verdammt
gute show abgeliefert hat, zumindest brachte sie den lokalfotografen
völlig aus der fassung) betraten 7 menschen mit teils merkwürdigen
instrumenten die bühne. die menge tanzte, die hidden cameras hatten
viel spaß, zumindest habe ich noch nie eine derart gutgelaunte
band spielen sehen. wer es dieses mal unglücklicherweise verpasst
haben sollte, geht nächstes mal hin und nehmt unbedingt eure mama
mit!
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